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Flora und Fauna im Naturschutzgebiet „Pfahl bei der Burg Weißenstein“ (von Matthias Rohrbacher)

„Natur und Kultur am Pfahl“, so
lautet der Titel des Burglehrpfades, der im Frühjahr 2000 von der Stadt
Regen und dem Naturpark Bayerischer Wald e.V. eröffnet wurde. Auf einem
etwa 1,3 km langen Rundweg kann man Interessantes und Wissenswertes über
den Pfahl und die Burgruine Weißenstein erfahren. Kulturhistorische und
naturkundliche Themen sind auf acht Infotafeln dargestellt: die Geschichte
und Architektur der Burg, der Dichterturm, die Dorfkapelle, die Pflanzen
und Tiere am Pfahl und das „Pfahlgestein“ mit seiner geologischen Entstehungsgeschichte.

Der Pfahl gehört zu den beeindruckendsten
Naturerscheinungen Bayerns. Die Quarzfelsen bei der Burgruine Weißenstein
wurden bereits 1940 vor allem wegen ihrer geologischen Bedeutung unter
Naturschutz gestellt. Damit wurde auch einem weiteren Abbau des bis zu
240 Millionen Jahre alten Pfahlgesteins vorgebeugt.

Der Pfahl ist ein wichtiger Lebensraum
für seltene wärme- und trockenheitsliebende, an nährstoffarme Standorte
angepasste Tier- und Pflanzenarten. Die freien, gut besonnten Felsgratbereiche
und die südwestexponierte Pfahlseite sind Wärmeinseln im ansonsten recht
rauen Klima des bayerischen Waldes.

Nur sehr anspruchslose oder hochspezialisierte
Arten konnten die waldfreien Felsenriffe nach der letzten Eiszeit
besiedeln. So findet man im Naturschutzgebiet bei Weißenstein ursprüngliche Pioniervegetation
aus Silikatflechten und Krüppelkiefern.
Daneben zeigen sich auch kleine
Inseln des Weißmoos-Kiefernwaldes, der seine Hauptverbreitungsgebiet in der
nord- und osteuropäischen Taiga besitzt. Die extrem nährstoffarmen und trockenen
Verhältnisse am Pfahl bewirken eine besondere Wuchsform der Waldkiefer.

 Die am Felsengrat oft bizarr verwachsen
wirkenden Stämme der „Krüppelkiefer“ sind zum Teil mehr als 100 Jahre alt,
obwohl sie nur wenige Zentimeter dick sind. Sie sind ein beeindruckendes
Beispiel für die Anpassungsfähigkeit und Überlebenskraft dieser Art. Charakteristisch
für den Randbereich des Pfahls sind auf der südwestexponierten Seite lichte,
hainartige Wälder aus Birke, Eiche und Kiefer mit vielen Zwergsträuchern , soweit
sie nicht durch Kiefern, und Fichtenforste verdrängt wurden. Auf der schattigkühlen
Nordseite findet man dagegen oft moos- und farnreiche Fichten- und
Tannenwälder.
Eine Besonderheit des Weißensteiner Pfahls ist der laubholzreiche Burgwald
aus Berg- und Spitzahorn, Eschen und einigen der wenigen alten Bergulmen
in unserer Region, die noch nicht vom „Ulmensterben“ betroffen sind.

Eine weitere typische Pflanzengesellschaft
der Pfahlregion ist die Pfahlheide mit dem bestandsprägenden Heidekraut
und Magerrasenarten wie Arnika und Heidenelke. Leider ist diese durch kleinflächige
Brennholznutzung und Beweidung entstandene Pfahlheide, noch bis in die
60er Jahre in Weißenstein ein guter Birkhuhn-Balzplatz,  verschwunden.
Nachdem die Beweidung aufgegeben wurde, erfolgte eine natürliche Wiederbewaldung
oder eine Neuaufforstung mit Fichte.

Neben der geologischen und vegetationskundlichen
Bedeutung ist das Naturschutzgebiet auch ein wichtiger Lebensraum
für viele
Tierarten. Insekten nutzen die offenen, lichten Bereiche des Pfahls mit
hohem Wärmeangebot. So findet man äußerst seltene Ameisenarten, die als
wärmeliebende Spezies auf der Roten Liste in Bayern stehen. Fledermäuse
nutzen die Spalten und Klüfte der Quarzfelsen als Tagesverstecke oder finden
in den Höhlen dicker, alter Bäume ihre Quartiere. 19 Brutvogelarten, darunter
viele Höhlen- oder Nischenbrüter wie der Grauschnäpper, der Kleiber oder
der Mauersegler, sind nachgewiesen.

Die geologisch einmalige Erscheinung
des Pfahls in Verbindung mit einer reichhaltigen Natur zieht gerade im
Umfeld der Burg viele Besucher an.

Um die Belange des Naturschutzes
und Erholung in Einklang zu bringen, sind in der Naturschutzgebietsverordnung
einige Gebote aufgestellt: Die Wege
sind nicht zu verlassen, es dürfen keine Felsbrocken oder Pflanzen mitgenommen
werden und die Tiere sind nicht zu beunruhigen. Diese Regeln stellen wichtige Grundlagen für den
Erhalt eines Naturschutzgebietes dar, denn „ein
Schutzgebiet bedarf jedermanns Schutzes“.

© Matthias Rohrbacher

Die Freunde der Burganlage Weißenstein e.V. bedanken sich
herzlich bei Herrn Rohrbacher
für die Bereitstellung dieser Ausarbeitung.


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